Hypnose und Hypnotherapie

Hypnose ist für die meisten Menschen ein emotionsbeladenes Reizwort. Viele halten Hypnose für Schwindel, Scharlatanerie, Magie. Andere denken an den Show-Hypnotiseur, der Menschen als willenlose Marionetten vorführt. Kranke glauben, Hypnose sei ein Allheilmittel und meinen: in tiefe Bewusstlosigkeit versetzt zu werden, heilende Suggestionen zu bekommen und nach dem Erwachen gesund zu sein.

Was nun ist Hypnose?

Hypnose ist ein besonderer veränderter Bewusstseinszustand. In Hypnose verändert sich das Kontrollsystem, der Verstand mit seiner Logik und Vernunft wird zugunsten der Emotionalität zurückgenommen.
Gleichzeitig wird das Bewusstsein eingeengt und es werden Zusammenhänge neu erfasst. Vergleichbares geschieht, wenn man von einer Sache, einem Gegenstand ganz gefesselt ist und die Aufmerksamkeit intensiv auf das Geschehen fokussiert ist. Erinnerung und Konzentration werden so gesteigert, dass Dinge erfasst werden, die normalerweise mit dem Verstand anders verknüpft würden.
In Hypnose ist die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt und das Unterbewusste als die Summe aller Lebenserfahrungen wird aktiviert und nutzbar gemacht. Hypnose ist der Bewusstseinzustand, in dem man besonders gut mit dem Unterbewussten kommunizieren kann.
Der hypnotische Zustand geht mit typischen körperlichen und seelischen Veränderungen einher. Atmung, Pulsschlag und Stoffwechsel verlangsamen sich, der Blutdruck sinkt und die Muskelspannung nimmt ab, die Bewegungen werden träge.
Sinneswahrnehmungen und Zeitempfinden ändern sich. Die gewohnten Gefühls-, Einstellungs- und Denkmuster treten in den Hintergrund, kreatives Reflektieren wird möglich. Erinnerungsdetails können abgespalten und fehlende Erfahrungen imaginiert werden.
Patienten können diese Muster nun leichter in Einzelelemente teilen und zu einer neuen Haltung und Einstellung zusammenfügen. Auf dieser Basis ist eine wissenschaftliche Plausibilität der Hypnotherapie gegeben.

Tatsache ist, dass die Hypnose bei der Behandlung von Patienten verschiedene Resultate zu erzielen vermag. Vielen Menschen kann durch Hypnose auf erstaunliche Weise geholfen werden, und sie bringt ihnen tatsächlich die Art von Veränderung, die sie sich erhofft hatten. Wer so etwas nach drei oder vier Sitzungen erlebt, der empfindet solche Resultate häufig als erstaunlich und unglaublich oder sogar als magisch.

Die Arbeit eines Hypnotherapeuten liegt nicht darin, seinem Gegenüber seinen „Willen aufzuzwingen“, die Arbeit eines Hypnotherapeuten ist das Herbeiführen günstiger innerlicher kreativer Vorgänge in der Patientin, im Patienten. Mit verschiedenen Techniken wird die Aufmerksamkeit abgelenkt und eingeengt. Die Körperwahrnehmungen werden verändert und die Vorstellungskraft aktiviert.
Das Bild von der therapeutischen Anwendung der Hypnose, das auch heute noch in der Öffentlichkeit überwiegt, wird vor allem von der Arbeitsweise der klassischen Hypnose bestimmt. Die klassische Hypnose mit ihren direkt gegebenen Suggestionen sollte den Alltag und das Verhalten auch außerhalb des therapeutischen Rahmens beeinflussen.
Bei diesem Vorgehen wurde symptomorientiert gearbeitet und belastendes Verhalten oder Erleben direkt suggestiv zu ändern versucht. Ursachen des belastenden Verhaltens oder Erlebens oder psychodynamische Zusammenhänge blieben unberücksichtigt.

Heute kommt die Hypnose nahezu ohne direkte Suggestionen aus. Jede direkte Suggestion ist eine Einredung, eine geistige Einwirkung. In den 70er Jahren hat sich dank der Arbeiten von Milton Erickson eine völlig neue Art des hypnotischen Arbeitens entwickelt. Milton Erickson war für den Respekt in seiner Arbeit berühmt. Sein Hauptanliegen war es, Menschen wieder bzw. mehr mit ihren eigenen Fähigkeiten und ihrer reichhaltigen Lebenserfahrung in Kontakt zu bringen. Milton Ericksons spezielle Art Sprache anzuwenden und sein Verständnis der Kraft des Unbewussten haben seiner Arbeit eine große Effektivität verliehen.
So wird der Mensch in die Lage versetzt, seine Möglichkeiten zur Verwirklichung seines Zieles zu entdecken. Wenn er möchte, kann er sich auch auf die Suche nach dem Ursprung seines Problems begeben und so seine Lösung finden.

Bühnenhypnose

Hypnose therapeutisch eingesetzt (klinische Hypnose) und Bühnenhypnose haben nichts miteinander zu tun.
Wie alle Bühnenhypnotiseure wissen, ist für die Show kein hypnotischer Zustand nötig. Er entsteht manchmal zufällig als Nebeneffekt, gelegentlich auch mit negativer Wirkung. So ist die Bühnenhypnose auch in einigen Ländern, z.B. in Schweden, verboten.
Der Bühnenhypnotiseur lebt davon, dass er seine Tricks als Äußerung der Kraft der Hypnose und seiner hypnotischen Macht verkauft. Diese Tricks haben absolut nichts mit der therapeutischen Arbeit mit Hypnose zu tun.